Winterstille für den Kröllwitzer Gänsebrunnen?

Winter in KröllwitzZu allen Jahreszeiten, so auch im Winter ist der Kröllwitzer-Kirchberg ein romantischer Ort. Die neugotische Petrus-Kirche, die bestens sanierten historischen Schulgebäude, der neue Hort und das schöne Ensemble der sich ringartig um das Plateau der Kirchbergfelsens ziehenden Wohnhäuser, bilden den Rahmen für die 1939 fertiggestellte Schmuckplatzanlage. Mittelpunkt dieser Anlage ist eine seit Jahrzehnten verfallende Brunnenanlage.

1938 hatten die Ratsherren der Stadt Halle den prominenten Burg-Professor Gustav Weidanz mit der Schaffung eines Zierbrunnens für den Schmuckplatz beauftragt. Gewissermaßen als Reminiszenz an den einst dörflichen Platz, schuf Weidanz einen Gänsebrunnen. Die Einweihung erfolgte 1939.

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Gänsebrunnen um 1940 (zeitgenössische Postkarte)

1956 wurde die Gänseplastik vom Brunnen entfernt (siehe Beitrag „Die Gänse verlassen Kröllwitz“). Die Gänse, der kleinplastische Schmuck des Brunnens, befinden sich seitdem auf der Wiese des Rosa-Luxemburg-Platzes. Die Anwohner lieben ihre auf einem schlichten Betonsockel stehenden Gänse, deren Geschichte und den Schöpfer kennen sie nicht. Auch der Schmuckplatz verlor seine Bedeutung als soziales Zentrum, die verbliebene Brunnenschale auf dem Kirchberg wurde ihrem Schicksal überlassen und verfiel.

Auf dem Foto ist die Winterstille des Brunnens festgehalten, auf die Aktivitäten der acht Mitglieder umfassenden Interessengemeinschaft „Gänsebrunnen-Kröllwitz e.V.“ trifft das keineswegs zu. Nachdem die Vereinsgründung 2015 bewältigt wurde, will sie im Jahr 2016 die eigentliche Hürde nehmen, die Beschaffung der nicht unerheblichen finanziellen Mittel für die Rekonstruktion des Brunnens, die mit ca. 80 000 € veranschlagt sind. Die Stadt signalisierte die Unterstützung des Brunnenprojektes, allerdings mit dem Verweis auf „Kostenneutralität“. Allerdings möchten wir an dieser Stelle betonen, dass der Brunnen städtisches Eigentum ist.

Häufig wurde den Vereinsmitgliedern schon die Frage gestellt, wann denn die Gänse endlich wieder auf dem Brunnen stehen. Unsere Antwort lautet dann, so einfach ist das nicht aber sobald als möglich. Das „sobald als möglich“ bedeutet, die Sanierung kann beginnen, wenn die für die Rekonstruktion erforderliche Gesamtsumme beschafft ist. Grundlegende Prämisse für die Sanierung sind die Auflagen des Denkmalschutzes. Um seinen Denkmalswert zu behalten, muss der Brunnen seine historische Substanz so weit es geht behalten aber dennoch nach modernen Kriterien betrieben werden.

Sobald die denkmalsrechtliche Genehmigung vorliegt und die finanziellen Voraussetzungen gegeben sind, folgen die nächsten Schritte:

• Demontage der maroden Brunnenschale und der unbrauchbaren Brunnentechnik.
• Verlegen neuer Versorgungsleitungen für Wasser und Energieversorgung.
• Installation einer neuen Brunnenstube.
• Neugründung des Fundaments.
• Bau des Brunnenbeckens unter möglicher Verwendung von historischer Substanz; Herstellung eines Abgusses der Gänse von den historischen Gussformen (Prof. Bernd Göbel).
• Anfertigung und Installation der Ringdüsen im Sockel der Plastik.
• Installation der Gänseplastik.
• Gestaltung des unmittelbaren Brunnenumfeldes.

Erfreulicherweise ist es dem Verein 2016 gelungen, die originalen Weidanz´schen Gänse-Gussformen ausfindig in der Kunstgießerei Seiler in Schöneiche ausfindig zu machen. Die Augenscheinnahme durch Herrn Prof. Göbel ergab, dass es sich bei den Gänseformen um die Originale handelt. Diese Tatsache ist zweifach erfreulich: Erstens wird der Abguss damit ein Original der Weidanz´schen Gänse sein. Zweitens können die Befürchtungen der Anlieger des Rosa-Luxemburg-Platzes ausgeräumt werden, die ihnen seit 60 Jahren lieb gewordenen Gänse zu verlieren.
Wir würden uns freuen, durch Ihre Spende unser Vorhaben zügig voranbringen zu können.

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Wenn Sie die Interessengemeinschaft bei der Sanierung unterstützen wollen, erkundigen Sie sich hier.

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